»Die Sprache ist für den Dichter mehr als ein Gefäß, in das er seinen Zaubertrunk hineingibt; sie ist der Trunk an sich, der Zauber selbst.« (Shmuel Niger)
Im Fokus des Vortrags stehen der fulminante Kraftakt, anderssprachige Literatur ins Jiddische zu übersetzen, und die konstituierende Rolle dieses Übersetzungsprojekts für die Entfaltung der jiddischen Literatur im 20. Jahrhundert. Heute wird jiddische Literatur überwiegend in Übersetzung gelesen. Fragen nach den Möglichkeiten, Hindernissen und Tücken beim Übersetzen jiddischer Poesie ins Deutsche, werden anhand ausgewählter Beispiele veranschaulicht und in textnaher Lektüre erörtert.
Efrat Gal-Ed ist Professorin für Jiddistik an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und Mitherausgeberin der Reihe Jiddistik: Edition & Forschung. Mit dem 4. Band aus dieser Reihe, Iber der grenets, erschien 2021 erstmals eine umfangreiche Sammlung moderner jiddischer Kurzgeschichten in standardisierter Orthographie; 2024 kam der 9. Band mame-loshn - velt-literatur hinzu, welches explizit die Tätigkeit des Übersetzens in eine Minderheitensprache in seinen Mittelpunkt stellt. Gal-Ed widmet sich in ihrer Forschung der modernen jiddischen Literatur und Kultur im 20. Jahrhundert. Einen Schwerpunkt bildet dabei die literarische Übersetzung: Sie übersetzt seit vielen Jahren Lyrik aus dem Hebräischen und Jiddischen und befasst sich mit Übersetzungstheorie und Übersetzungsprozessen von und zwischen Kulturen.