Jiddische Sprache und Kultur erlebten in den Jahren vor der Shoah eine nie dagewesene künstlerische und intellektuelle Schaffenszeit. Erst seit den letzten Jahrzehnten zieht Kadya Molodowskys (1894–1975) Werk wieder größere Aufmerksamkeit auf sich. So erschienen neue Textausgaben und Übersetzungen, und sie gilt heute als eine der größten Lyrikerinnen der jiddischen Moderne, als wichtige Stimme weiblicher jüdischer Emanzipation, als Anwältin der Nichtprivilegierten und Zeugin jüdischer Erfahrungen des zwanzigsten Jahrhunderts. Dr. Diana Matut stellt Kadya Molodowskys Leben und Werk im Kontext der Zeit vor.
Diana Matut leitet die Alte Synagoge in Essen, zuvor lehrte sie Jüdische Studien, Jüdische Musik und Jiddisch an der Universität Halle-Wittenberg. Sie unterrichtete außerdem an Universitäten in Großbritannien, Israel, den USA, Kanada, Italien und der Tschechischen Republik sowie für verschiedene jüdische Kulturfestivals und -zentren wie den Yiddish Summer Weimar, Klezkanada, Klezfest London und Maison de la Culture Yiddish Paris. Gemeinsam mit Alan Bern produzierte sie eine CD mit wiederentdeckten jiddischen Kinderliedern (Far dem nayem dor) und leitete 2017 den Chor der jungen Kadyas, ein deutsch-israelisches Projekt mit neuen Vertonungen von Alan Bern zur Lyrik von Kadya Molodowsky.